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AVIVA-BERLIN.de 2/21/5785 - Beitrag vom 03.08.2006


Depeche Mode haben Angst vor Tel Aviv
Katharina Höftmann

Die Band hat ihr Konzert fuer den 03. August 2006 im Hayarkon Park venue abgesagt. Eine große Enttäuschung nicht nur für eingefleischt Fans...




Nachdem sich Fussballmanschaften weigerten, fuer den Uefa- Cup nach Tel Aviv zu kommen, haben nun auch die Elektrorocker von Depeche Mode ihr Konzert am 03. August in Israel gecancelt. Dabei hatten doch alle Fans bis zum Schluss gehofft, dass sie kommen. Großspurig sagte Band- Manager Marek Liebermann noch vor wenigen Tagen zum internet- news service y-net: "Wir empfinden Israel nicht als gefährlich und sehen keine Bedrohung. Wir denken nicht daran, das Konzert abzusagen!"

Leere Phrasen, denken sich jetzt sicher israelische Depeche Mode AnhängerInnen, als am 01. August die Nachricht erscheint: Konzert wegen Angst der Techniker abgesagt. Angst der Techniker? Angeblich wollte die Band um Sänger Dave Gahan auf jeden Fall erscheinen, nur Raketen könnten sie, laut Pressesprechern, davon abhalten - doch ohne gewisse "Schluesselpersonen" des technischen Teams könne das Konzert nicht abgehalten werden, heißt es nun aus Großbritannien. Das hatte sich aufgrund der neusten Entwicklungen in Israel geweigert, nach Tel Aviv zu kommen. Verständlich fuer den Rest der Welt, übertrieben für die meisten Israelis. Für die geht nämlich das Leben trotz Krieg ganz normal weiter, zumindest überall südlich von Haifa.

Es ist also nicht nur ein Konzert, was den Israelis damit genommen wird, es ist auch ein Stück Vitalität. Ein Schritt weiter Richtung Isolation. Israel im Krieg. Die Nachricht dürfte mittlerweile jede/r vernommen haben. Israel ohne Leben. Bitte nicht! Doch es gibt auch andere Stimmen, die sagen, dass die Veranstaltung sowieso unangebracht gewesen wäre, während im Norden die Raketen in Häuser einschlagen. Ist es falsch, in dieser Situation zu feiern? Möglicherweise wäre das Konzert ruhiger als andere Rockkonzerte gewesen, vielleicht ist das aber sogar ein Fehler.

In Israel herrscht seit Jahren eine Art Ausnahmezustand. Die Bedrohung durch Terror schränkt das alltägliche Dasein nicht erst seit der neusten Krise mit der Hisbollah ein. Aber was machen die Menschen, die in diesem bedrohlichen Land zu Hause sind? Sie leben weiter! Ganz einfach, denn wenn die Umstände das Leben aus den Adern des Landes ziehen, ist es verloren. Nicht jeder Terrorist kann im gelobten Land eine Massenpanik auslösen und kein Krieg Depressionen verursachen. Daher ist Jung und Alt daran gewöhnt, wider aller Entwicklungen zu feiern. Auch wenn das seltsam wirkt, aus dem warmen Schoss Deutschlands betrachtet, so ist es doch die einzige Möglichkeit mit dieser anhalten Extremsituation zurechtzukommen. Ganz nach der Devise Kämpfen, nicht Resignieren! Depeche Mode haben diesen Kampfgeist natürlich nicht und obwohl bisher keine eindeutige Gefahr von Tel Aviv ausgeht, werden sie nicht kommen. Die Hoffnung auf einen Ersatztermin ist auch vergebens, da der Auftritt in Tel Aviv der letzte der Welttournee sein sollte.

Von den Mitgliedern der Band gab es bisher keine persönlichen Worte, aber davon geht die Welt nicht unter. Und die 40.000 Israelis, die nun ihr Geld für die Karten zurückbekommen? Denen wird schon etwas anderes einfallen, um die 50 Euro zu verprassen und den Abend des 03. Augusts doch noch zu genießen...The show must go on - auf Israeli- Art!

(Quellen: http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3278433,00.html)


Jüdisches Leben

Beitrag vom 03.08.2006

Katharina Höftmann